Warum Selbstreflexion im 360-Grad-Feedback essenziell ist
360-Grad-Feedback bietet Dir eine wertvolle Möglichkeit, ein umfassendes Bild deiner Stärken und Entwicklungsfelder zu erhalten. Doch zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung gibt es oft Diskrepanzen. Hier setzt Selbstreflexion an: Sie hilft Dir, subjektive Verzerrungen zu erkennen, Feedback konstruktiv einzuordnen und gezielt an Deiner Weiterentwicklung zu arbeiten.
Selbst- vs. Fremdwahrnehmung: Eine Quelle für Wachstum
Es ist völlig normal, dass die eigene Einschätzung von der Wahrnehmung anderer abweicht. Während Du Dich vielleicht als entscheidungsstark wahrnimmst, könnten Kolleg:innen Dein Verhalten in Meetings anders interpretieren. Diese Unterschiede sind keine Schwäche – sie sind eine Chance zur persönlichen Weiterentwicklung. Selbstreflexion ermöglicht es Dir, diese Diskrepanzen nicht als Kritik, sondern als wertvolle Einsicht zu betrachten. 1
Praktische Strategien für mehr Selbstreflexion im Feedbackprozess
Um das volle Potenzial eines 360-Grad-Feedbacks auszuschöpfen, solltest Du Reflexionsmethoden gezielt in den Prozess integrieren. Hier einige bewährte Strategien:
- Vor dem Feedback: Nimm Dir Zeit für eine Selbsteinschätzung. Welche Erfolge und Herausforderungen hast Du in letzter Zeit erlebt? Wo siehst Du Deine größten Entwicklungsmöglichkeiten?
- Während des Feedbacks: Setze Dich in Ruhe mit dem Feedback auseinander und widerstehe dem Impuls, es sofort zu bewerten oder zu rechtfertigen. Versuche stattdessen wiederkehrende Muster und zentrale Themen zu erkennen.
- Nach dem Feedback: Reflektiere, welche Punkte Dich überrascht haben. Welche Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung sind erkennbar? 2
Nützliche Fragen und Tools zur Selbstreflexion
Um die eigene Wahrnehmung mit dem erhaltenen Feedback abzugleichen, kannst Du gezielt reflektieren. Diese Fragen helfen dabei:
- Welche meiner Stärken werden auch von anderen wahrgenommen? Wo gibt es Abweichungen?
- Welche Rückmeldungen haben mich überrascht und warum?
- Welche wiederkehrenden Muster erkenne ich im Feedback?
- Welche konkreten Maßnahmen kann ich ergreifen, um mein Verhalten gezielt weiterzuentwickeln?
Zusätzliche Gespräche mit Mentor:innen, Kolleg:innen und Führungskräften bieten Dir eine Möglichkeit, das schriftliche Feedback zu vertiefen. Durch den direkten Austausch kannst Du offene Fragen klären, unterschiedliche Perspektiven verstehen und gezielte Entwicklungsmaßnahmen ableiten.
Fazit: Selbstreflexion als Schlüssel zur Entwicklung
Selbstreflexion macht den Unterschied zwischen einem Feedback, das nur gelesen wird und einem, das echten Wandel bewirkt. Indem Du Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung ernst nimmst und reflektierst, kannst Du bewusster an Deiner Weiterentwicklung arbeiten. Nutze das 360-Grad-Feedback als Spiegel und als Werkzeug – so wächst Du nicht nur beruflich, sondern auch persönlich.
Quellen
- McCarthy, A., & Garavan, T. N. (2001). 360° feedback process: performance, improvement and employee career development. Journal of European Industrial Training, 25(1), 5–32. https://doi.org/10.1108/03090590110380614
- Nowack, K. M. (2019). From Insight to Successful Behavior Change: The Real Impact of Development-Focused 360 Feedback (pp. 175-192). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/OSO/9780190879860.003.0011
Marie
Marie ist Masterstudentin der Psychologie und Praktikantin bei bluquist. Sie erstellt psychologische Inhalte mit Schwerpunkt auf arbeits- und wirtschaftspsychologischen Themen.