In einer Arbeitswelt, die sich immer schneller verändert, rückt ein Thema zunehmend in den Vordergrund: Individualisierung – nicht nur bei Produkten oder Dienstleistungen, sondern auch bei der Auswahl und Förderung von Talenten. Unternehmen stehen vor der Wahl: setzen sie standardisierte Assessments oder personalisierte sogenannte customized Assessments ein? Beide Ansätze haben ihre Berechtigung – aber der Trend zeigt klar in Richtung Personalisierung.
Standardisierte Assessments: Verlässlichkeit durch Vergleichbarkeit
Standardisierte Verfahren – etwa klassische Intelligenztests, strukturierte Interviews oder Persönlichkeitsfragebögen wie der Big Five – sind in der Arbeits- und Organisationspsychologie seit Jahrzehnten fest etabliert. Sie bieten hohe Objektivität, Reliabilität (Zuverlässigkeit) und Validität (Gültigkeit), da sie unter gleichen Bedingungen durchgeführt und ausgewertet werden können. 1, 2
Ein großer Vorteil standardisierter Assessments ist die Möglichkeit, Kandidat:innen direkt miteinander zu vergleichen. Sie minimieren Verzerrungen und gewährleisten wissenschaftlich abgesicherte Ergebnisse. Besonders bei großen Bewerberzahlen sind sie ein effizientes und kostengünstiges Instrument.
Customized Assessments: Maßgeschneiderte Eignungsdiagnostik
Doch Unternehmen sind heute vielfältiger denn je – und ebenso die Anforderungen an Bewerber:innen. Customized Assessments gehen einen Schritt weiter: Sie werden speziell auf die Kultur, die Werte und die Anforderungen Deines Unternehmens zugeschnitten.
Das können realistische Arbeitsproben sein, simulationsbasierte Tests oder Assessments, die gezielt Soft Skills wie Innovationsfähigkeit oder interkulturelle Kompetenz sowie fachspezifische Skills oder spezifisches Verhalten messen. Studien zeigen, dass eine solche Passung zwischen Kandidat:innen und Unternehmensumfeld die Mitarbeitendenzufriedenheit und -bindung deutlich erhöht. 3
Customized Verfahren erlauben es Dir, nicht nur „gute“ Kandidat:innen zu finden, sondern genau die richtigen für Deine Organisation – also jene, die langfristig bleiben, sich entwickeln und Dein Unternehmen wirklich voranbringen.
Der Trend zur Personalisierung: Warum Individualität immer wichtiger wird
In Zeiten von New Work, hybriden Arbeitsmodellen und einem zunehmenden Fachkräftemangel wird es für Unternehmen essenziell, auf die individuellen Bedürfnisse und Potenziale von Bewerber:innen einzugehen. Laut dem aktuellen Global Human Capital Trends Report von Deloitte (2023) erwarten Kandidat:innen heute personalisierte Erlebnisse – auch im Recruiting-Prozess.
Hinzu kommt: Die Arbeitswelt wird immer stärker von Diversität geprägt. Standardlösungen sind hier oft zu einseitig oder unspezifisch. Customized Assessments tragen dazu bei, verschiedene Hintergründe, Erfahrungen und Perspektiven besser zu berücksichtigen – und damit wirklich inklusiv zu rekrutieren.
Der goldene Mittelweg: Individualisierung braucht klare Strukturen
Auch wenn Customized Assessments genau auf Dein Unternehmen zugeschnitten sind, sollten sie dennoch bestimmten Standards folgen. Ohne klare Strukturen steigt das Risiko, dass Ergebnisse nicht vergleichbar oder objektiv genug sind.
Deshalb werden auch maßgeschneiderte Verfahren intern standardisiert – zum Beispiel durch sorgfältige Formulierungen der Aufgabenstellungen oder Fragen (Items), feste Bewertungsskalen oder definierte Auswertungsrichtlinien. So bleibt die Qualität der Diagnostik hoch und die Vergleichbarkeit zwischen Kandidat:innen erhalten.
Individualisierung und Standardisierung schließen sich also nicht aus – sie ergänzen sich. Ein gutes Customized Assessment verbindet die Einzigartigkeit Deines Unternehmens mit der wissenschaftlichen Fundierung moderner Eignungsdiagnostik. 2
Fazit: Maßgeschneiderte Auswahlverfahren gezielt einsetzen
Customized Assessments eröffnen Dir die Möglichkeit, Auswahlprozesse präziser und passgenauer zu gestalten. Wichtig ist dabei, dass Individualisierung nicht beliebig wird, sondern immer auf klaren methodischen Grundlagen basiert.
Wer Individualität und Struktur sinnvoll verbindet, schafft faire, fundierte und gleichzeitig authentische Auswahlentscheidungen – und stellt damit die Weichen für nachhaltigen Erfolg.
Sources
- Schuler, H., & Höft, S. (2007). Personalauswahl: Grundlagen, Methoden und neue Entwicklungen. Hogrefe. https://doi.org/10.1026/0932-4089.48.1.50
- Sackett, P. R., & Lievens, F. (2008). Personnel selection. Annual Review of Psychology, 59, 419–450. https://doi.org/10.1146/annurev.psych.59.103006.093716
- Kristof-Brown, A. L., Zimmerman, R. D., & Johnson, E. C. (2005). Consequences of individuals' fit at work: A meta-analysis of person–job, person–organization, person–group, and person–supervisor fit. Personnel Psychology, 58(2), 281–342. https://doi.org/10.1111/j.1744-6570.2005.00672.x
- Deloitte. (2023). Global Human Capital Trends. Deloitte Insights. https://www2.deloitte.com/insights/us/en/focus/human-capital-trends.html